Fehlerkultur in New Work – Das Was, Warum & Wie der Offenen Fehlerkultur.

In unseren bisherigen Blogbeiträgen der „New Work“-Themenreihe konnten wir Euch zeigen, wie vielfältig New Work ist. Open Innovation, Agilität und Work-Life-Blending sind nur einige Begriffe, welche wir aufgegriffen haben. In unserem letzten Blogbeitrag der Themenreihe möchten wir Euch ein weiteres Konzept näherbringen – die offene Fehlerkultur

Was ist eine Fehlerkultur?

Eine Fehlerkultur meint die Art und Weise wie in einem Unternehmen oder in der Gesellschaft allgemein auf Fehler reagiert und mit ihnen umgegangen wird. Also welche Folgen Fehler nach sich ziehen. Eine Fehlerkultur setzt – wie der Name schon sagt – voraus, dass Fehler passieren. Und darum müssen wir uns bekanntlich nicht extra bemühen, denn Fehler passieren immer und überall, wo Menschen etwas leisten. So sagte schon Theodore Roosevelt:

„Zeigen Sie mir jemanden, der noch keinen Fehler gemacht hat, und ich zeige Ihnen einen  Menschen, der noch nie etwas geleistet hat.“ (T. Roosevelt)

Fehler sind menschlich und wichtig, um Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Doch, obwohl Fehler zu unserem Dasein dazugehören, streben viele Menschen danach fehlerfrei zu sein. Meist werden Fehler sogar negativ gesehen.
Aber warum ist das so? Eigentlich ist die Antwort ganz einfach: Weil wir es so lernen.
Kinder haben zunächst noch keine Angst Fehler zu machen, sie probieren tagtäglich ganz unbeschwert Dinge aus. Manche Ungeschicklichkeiten können dann jedoch auch zu Schmerzen oder Ermahnungen der Eltern führen. Auf diese Weise lernen wir (leider) relativ schnell, dass Fehler oft etwas Schlechtes sind, das mit Tadel der Eltern, Hausarrest oder schlechten Noten in der Schule „bestraft“ wird. Das Prinzip der offenen Fehlerkultur bildet einen Gegensatz zu dieser Grundeinstellung.

Denn innerhalb einer offenen, positiven Fehlerkultur werden Fehler als Lern- und Wachstumschance gesehen. Fehler werden akzeptiert, MitarbeiterInnen motiviert, Fehler zuzugeben und deren Ursachen analysiert, um schließlich daraus Schlussfolgerungen für das Unternehmen/die Beschäftigten zu ziehen. So soll vermieden werden, dass der gleiche Fehler ein zweites Mal geschieht. 
Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, dass in einer positiven Fehlerkultur jeder Fehler akzeptiert wird. Vorsätzliche Fehler und Fehler, die aus Sorglosigkeit oder mehrmals gemacht werden, müssen dennoch entsprechende Konsequenzen zur Folge haben.

Der Begriff der offenen Fehlerkultur ist in Deutschland mittlerweile zwar bekannt und etabliert, wirklich gelebt wird er jedoch selten. Nach einer Studie von Prof. Dr. Michael Frese nimmt Deutschland Platz 60 von 61 Ländern, bei der Toleranz von Fehlern ein.1 Während in Ländern wie den USA, Fehler als Weg zum Erfolg angesehen werden, sind sie in Deutschland nach wie vor etwas Negatives. In den wenigsten Unternehmen werden sie offen kommuniziert, toleriert und als Chance zur Weiterentwicklung gesehen. Welchen Vorteil eine offene Fehlerkultur im Unternehmen jedoch mit sich bringt, erklären wir jetzt.

Warum sollte eine offene Fehlerkultur gelebt werden?

Eine positive Fehlerkultur bringt diverse Vorteile für ein Unternehmen. So bindet man durch eine offene Fehlerkultur einerseits seine MitarbeiterInnen an das Unternehmen. Denn kommuniziert man seinen Beschäftigten, dass es ok ist Fehler zu machen, fördert man Vertrauen sowie ein positives Arbeitsumfeld und reduziert den Druck auf die MitarbeiterInnen, sodass diese gerne im Unternehmen arbeiten. Durch dieses vertrauensvolle Miteinander kann man außerdem die Motivation und Leistungsbereitschaft der ArbeitnehmerInnen steigern.

Andererseits ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass zu Erfolg meist auch ein gewisses Risiko gehört. Werden Fehler im Unternehmen bestraft, sind MitarbeiterInnen vorsichtig und vermeiden Risiken, um möglichst nichts falsch zu machen. Das hemmt die Unternehmensentwicklung und die Innovationskraft.
Wird ein Fehler aber konstruktiv analysiert, so liegt in jedem Fehler eine Chance. Denn aus jedem Fehler können Betroffene, deren KollegInnen und das gesamte Unternehmen lernen und sich dadurch weiterentwickeln. Natürlich muss nicht jeder kleine Fehler detailliert besprochen werden, größere Fehler sollten jedoch mit möglichst vielen MitarbeiterInnen diskutiert und analysiert werden, damit sich die richtige Vorgehensweise etablieren kann und zukünftige Fehler vermieden werden.

Eine offene Fehlerkultur fördert außerdem die Agilität eines Unternehmens. Denn wer Fehler zugibt und sie sofort offen kommuniziert, kann sie beheben, Prozesse verbessern und damit neue Wege einschlagen. Hierdurch wird wiederum z.B. eine schnelle Anpassung an Bedürfnisse und Trends des Markts unterstützt.

So weit zur Theorie – aber wie etabliert man eine positive Fehlerkultur?

Wie setzt man eine offene Fehlerkultur im Unternehmen um?

Bei der Umsetzung einer offenen Fehlerkultur in einem Unternehmen, gibt es verschiedene Dinge, die zu beachten sind. Wir haben sie für Euch im Folgenden zusammengefasst:

Fehler sind erlaubt.

Zunächst ist es wichtig, MitarbeiterInnen Normen und Werte der Fehlerkultur zu vermitteln. Jeder sollte wissen, dass Fehler erlaubt sind und sie von jedem gemacht werden dürfen. Als Führungskraft kann man hier etwa mit gutem Beispiel vorangehen, von den eigenen Fehlern erzählen und damit die Beschäftigten zum offenen Gespräch motivieren.

Nobody’s perfect.

Auch emotionale und soziale Kompetenzen müssen in der offenen Fehlerkultur gefördert werden. Das Grundprinzip „niemand ist perfekt“ steht hier im Mittelpunkt und muss von MitarbeiterInnen und Vorgesetzen verinnerlicht werden. Es muss ein Zugeständnis existieren, dass Fehler passieren können und sie als Teil der Weiterentwicklung eines Unternehmens gesehen werden. Verständnis und lösungsorientiertes Handeln sind hier der “Schlüssel zum Erfolg”.

Kein „Wer war das?“

Statt Tadel sollte eine gemeinsame Analyse der Ursache im Mittelpunkt stehen. Statt „Wer war das?“ sollte man lieber fragen „Warum ist das so passiert?“ Im Fokus sollten also nicht der Verursacher/die Verursacherin stehen, sondern die Ursache des Fehlers. Denn viele Fehler weisen auf mangelhafte Prozesse oder Missverständnisse in der Kommunikation hin. Diese sollten gemeinsam gefunden und in Zukunft verbessert bzw. vermieden werden.

How to.

Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin und auch die Vorgesetzten sollten genau wissen, wie mit Fehlern umgegangen wird. So sollten Methoden, Techniken und Prozesse festgelegt sein, wie auf Fehler reagiert werden kann und was bei einem solchen Fall zu tun ist. Muss beispielsweise ein Vorgesetzter informiert oder zunächst die KollegInnen zu Rate gezogen werden?

Fehler betreffen jeden.

Auch Vorgesetze sind nicht perfekt und vor allem nicht fehlerfrei. Soll eine offene Fehlerkultur im Unternehmen gelebt werden, so müssen Führungskräfte diese ebenfalls leben. Auch sie müssen ihre Fehler erkennen, zugeben und offen kommunizieren, denn als Vorgesetzte sind sie Vorbildfunktion für ihre Angestellten. Des Weiteren stärken sie durch dieses transparente Verhalten das Vertrauen ihrer MitarbeiterInnen.

Look forward.

Ein Fehler ist nie schön, wichtig ist aber dennoch nach vorne zu blicken. Denn aus jedem Fehler können wir etwas für uns selbst und/oder das Unternehmen lernen. Hierbei ist Selbstreflexion besonders wichtig. So sollte man das eigene Verhalten reflektieren, die Ursache des Fehlers erkennen und eigene Konsequenzen ziehen können. Dabei kann auch ein Gespräch mit einer vertrauten Kollegin/einem vertrauten Kollegen helfen.

Transparenz.

Was für den einen ein Fehler ist, ist für den anderen vielleicht nur ein kleines Missgeschick. Deshalb ist eine transparente Kommunikation hier von großer Bedeutung. Jedes Teammitglied muss wissen, was im Unternehmen als Fehler angesehen wird. Um Missverständnisse zu vermeiden, muss in dieser Hinsicht ein „gemeinsamer Nenner“ im Unternehmen/im Team bestehen.

Take your time.

Eine offene Fehlerkultur braucht Zeit. Wenn Fehler analysiert und daraus Verbesserungen erwirkt werden sollen, dann benötigt das Zeit – Zeit zur Selbstreflexion, Zeit zur gemeinsamen Diskussion und Zeit zur Umsetzung. Eine positive Fehlerkultur zu leben, bedeutet für Vorgesetzte auch, sich selbst und den MitarbeiterInnen Zeit für deren Durchführung einzuräumen.

Keiner bleibt allein im Regen stehen.

Einen Fehler zu machen, bedeutet nicht, ihn auch allein ausbügeln zu müssen. Durch Selbstreflexion aber auch Feedback von KollegInnen und Vorgesetzten werden Fehler analysiert und gemeinsam an Lösungen gearbeitet.

No blaming.

Innerhalb einer offene Fehlerkultur sollte es keine Schuldzuweisung einzelner MitarbeiterInnen geben – weder von KollegInnen noch vom Chef/der Chefin. Mit dem Finger auf andere zeigen oder die Schuld auf andere Personen zu schieben, ist hier unangebracht.

Offenheit für andere Sichtweisen.

Nicht jeder Fehler, der von uns als solcher wahrgenommen wird, ist unbedingt ein Fehler. Manchmal kommt es hier auch auf die Sichtweise der Betroffenen an. KollegInnen oder MitarbeiterInnen erledigen Aufgaben vielleicht auf andere Art und Weise und trotzdem kann das genauso gut oder vielleicht sogar besser sein. Die Arbeit aus der Sicht des Kollegen/der Kollegin zu betrachten kann deshalb manchmal sehr lehrreich sein.

Zusammenfassend bedeutet eine offene Fehlerkultur nicht, dass jeder Fehler eines Mitarbeiters/einer Mitarbeiterin genehmigt wird. Stattdessen wird auf Fehler achtsam und vertrauensvoll reagiert, sodass das Gegenüber sich motiviert fühlt den Fehler zu verantworten und daraus zu lernen – für sich selbst und das Unternehmen.

Es ist nicht immer leicht, sich einerseits selbst Fehler einzugestehen und andererseits nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, wenn diese Fehler machen. Dennoch ist es ein bedeutender Schritt hin zu einem Unternehmens-Mindset nach New Work – und vor allem hin zu einem positiven Arbeitsumfeld.

Trau dich und mach diesen Schritt! 😊